Leistungen Das Projekt Stolpersteine

Bild des Projekts Stolpersteine

Verlegung der Stolpersteine in Haltern am See - von der Idee bis zur Durchführung -

Frau Maaike Thomas, Ratsmitglied von Bündnis 90/ Die Grünen, spricht im Juni 2003 den Bürgermeister auf die Idee der Stolpersteine an. Bürgermeister Josef Schmergal ist angetan und beauftragt Georg Nockemann, Mitarbeiter im Bürgermeisterbüro, mit der Koordinierung der Durchführung.

17. Juli 2003 formeller Antrag der Grünen an den Bürgermeister.

Das Stadtarchiv recherchiert eine Liste der jüdischen Bürger Halterns in den 30er Jahren (29 Personen an 20 Wohnorten werden ermittelt).

6.10.2003 Vorlage für den Rat wird gefertigt.

20.11.2003 Behandlung im Kulturausschuss, einstimmige Verabschiedung.

16.12.2003 Beratung im Haupt- und Finanzausschuss, es wird Zurückstellung beschlossen, da noch Beratungsbedarf gesehen wird hinsichtlich des vom Künstler vorgegebenen Maßstabes für die Verlegung. Es soll der letzte Wohnort vor der Deportation sein.

18.12.2003  Rat beschließt, die Verwaltung soll Einvernehmen mit allen Eigentümern und Bewohnern der betr. Häuser  über die Verlegung erzielen, darüber hinaus die Liste sinnvoll reduzieren auf die Personen, die tatsächlich von Haltern aus deportiert wurden.

Von diesem Zeitpunkt an gibt es ein lebhaftes Interesse der beiden Halterner Tageszeitungen (WAZ und Ruhr Nachrichten) an dem Thema. Auch das Echo von Leserbriefen ist groß, überwiegend pro, aber auch contra.

19.02. 2004 Zwischenbericht im Rat

4.3.2004 öffentliche Informationsveranstaltung im Rathaus mit Gunter Demnig.

29.06.2004 erneute Beratung und Beschlussfassung im KA. Es wird eine Liste von 11 Personen an 6 Verlegeorten beschlossen. Es handelt sich um die Personen, die zur Zeit der Pogromnacht 9./10. November 1938 ihren Wohnsitz in Haltern hatten.

Die Zustimmung bzw. die Duldung aller Hauseigentümer und  -bewohner, liegt der Verwaltung vor.

Die ausschließlich private Finanzierung ist gesichert. Neben Privatpersonen haben sich die Schulen und politische Parteien engagiert.

Am 26. Februar 2005 werden die Steine verlegt. Es gibt eine Filmdokumentation und intensive Presseberichterstattung sowie große öffentliche Aufmerksamkeit. Bürgermeister Bodo Klimpel ist erfreut über den erfolgreichen Abschluss der Stolpersteinverlegung.

Auf sehr positive Resonanz stößt die Verlegung bei dem einzigen Halterner Holocaustüberlebenden Alexander Lebenstein. Er schreibt das auch Gunter Demnig. 

Die hochbetagte Tochter des Juden Hermann Cohn, dessen Haus die letzte Zufluchtstätte der Halterner Juden war, Frau Emily Fuchsowa, begrüßt ebenfalls ausdrücklich und schriftlich die Verlegung der Stolpersteine.

Bis heute hat es nirgendwo „Anschläge“ gegen die Steine gegeben.

Alljährlich zum Holocaustgedenktag am 27. Januar gehen die Zehntklässler der Alexander-Lebenstein-Realschule eine Reihe der Stolpersteine ab und gedenken der jüdischen Bürger.

Seit dem Jahr 2009 ist eine jährliche Putzaktion der Steine verabredet. Sie wird von Schülern der Alexander-Lebenstein-Realschule durchgeführt.

Stolpersteinprojekt von Gunter Demnig

Welche Idee verbindet der Künstler Gunter Demnig mit seiner Aktion? 

Seit 1995 verlegt Gunter Demnig Steine vor den Häusern, aus denen Menschen verschleppt wurden. So hält er die Erinnerung an die Vertreibung und Ermordung der Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgten, Homosexuellen und Euthanasieopfer durch die Nationalsozialisten lebendig.
Die Betonsteine mit den aufmontierten Messingplatten sind klein, nur zehn mal zehn Zentimeter messen sie und liegen recht bescheiden eingebettet in den Bürgersteigen. Versehen mit den Namen und persönlichen Daten der Opfer werden sie vor den ehemaligen Wohnhäusern verlegt.

Die Idee zu dem Projekt kam Gunter Demnig 1993, als er mit einer Kunstaktion an die Deportation der Sinti und Roma in Köln erinnerte. Eine alte Frau sprach ihn damals an und behauptete, dass in dem Viertel nie Sinti und Roma gewohnt hätten. Damals wurde Demnig klar, dass die wenigsten Menschen heute wissen, was zwischen 1933 und 1945 in unmittelbarer Nachbarschaft geschah.Für den Kölner Künstler Gunter Demnig ist das Verlegen der Stolpersteine in Deutschland (seit 1995) und europaweit (seit 2006) zum Lebenswerk geworden. Im Münsterland werden die Erinnerungssteine seit 2004 verlegt. Seitdem haben 25 Bürgerinitiativen in Städten und Dörfern das Anliegen aufgegriffen und arbeiten an einer Vernetzung.Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist, sagte Gunter Demnig bei seinem Besuch in Haltern am See im März 2004. Mit den Steinen vor den Häusern hält er die Erinnerung an die Menschen wach, die einst hier wohnten.

In Haltern am See sind es 6 Häuser und 11 Steine, die an deportierte Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern von denen nur einer, der heutige Ehrenbürger von Haltern am See, Alexander Lebenstein, den Holocaust überlebt hat.

 

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